Als unser kleiner Mann auf die Welt kam, hat er erst einmal ganz ordnungsgemäß geschrieen. Dann allerdings war erst mal Ruhe, denn von der schweren Reise in unsere Welt war er natürlich ganz erschöpft und verschlief den größten Teil der nächsten zwei Tage, gab allerhöchstens mal einen hochfrequenten ultraschallartigen Ton von sich, wenn er richtig Hunger hatte – was jedoch auch an einer leichten Neugeborenengelbsucht lag, wie wir später erfuhren. Aber nach zwei Tagen kündigte sich der Wechsel an:
Ich hatte ja schon einmal angedeutet, dass die „Pupse“ und „Bäuerchen“ unseres Sohnes einem Bauarbeiter zur Ehre gereichen. Nun, einen ebensolchen „Pups“ ließ der kleine Mann mitten in der Nacht seines zweiten Tages fahren und zwar während des Wickelns. Es knatterte dermaßen auf dem Wickeltisch und er sah danach so erleichtert aus, dass ich in Gelächter ausbrach – und jede Mama weiß, wie sich das so kurz nach der Geburt anfühlt. Das war aber erst der Auftakt zu einer Odyssee aus Geräuschen. Dieses winzige Wesen furzt, rülpst, knattert, krächzt, grunzt, schnorchelt, keucht, kräht, gurrt, singt, stöhnt, plappert und lacht vor sich hin, dass es eine wahre Freude ist. Ich liebe es, ihm zuzuhören, wenn er mir Märchen erzählt oder vor sich hin meckert oder auch, wenn er mit mir zusammen „singt“. Und ich liebe vor allem dieses Seufzen, das er macht, wenn er zufrieden an der Brust nuckelt und aber eigentlich schon satt ist. Das ist so eine Art hohes „Uff“ oder „Hach“, das er mit jedem Atemzug ausstößt. Besonders im Schlaf haben wir aber schon die tollsten Dinge erlebt. Er schafft es nämlich regelmäßig uns einen mordsmäßigen Schrecken einzujagen und dabei wollten wir nichts anderes als nach ihm schauen – aufmerksame Leser erinnern sich vielleicht an „Schläft und atmet“. Wir schleichen uns also an sein Bettchen heran und verharren dort regungslos über dem Kind, um seine Atmung zu erhören. Mitunter ist diese nicht direkt zu erkennen, was uns immer noch – hört das eigentlich mal auf? – dazu verleitet, sanft die Hand auf den Bauch des kleinen Mannes zu legen, um die Bewegung zu spüren. Allerdings wird dieses Vorhaben häufig schon frühzeitig vereitelt. Wenn sich unsere Hand auf halber Strecke befindet, dann schießen alle vier Glieder des Kindes in die Höhe und er grunzt wie ein Wildschwein auf Nahrungssuche. Ich gestehe, dass ich jedes Mal zusammen zucke und ich habe schon beobachtet, dass es dem Papa genauso geht.
Ich gestehe auch, dass ich die Geräusche, die er nächtens, aber auch während einer Mahlzeit so von sich gibt manchmal ein wenig befremdlich finde, aber eigentlich trotzdem immer irgendwie süß. Komisch eigentlich, denn wenn der Papa sich zu einem derartigen Verhalten hinreißen lassen würde, dann würde ich ihn wahrscheinlich als Schwein betiteln.
© frhoppe 01.02.13