Unser Morgen begann, nun sagen wie einmal, unkonventionell.
Oder vielleicht auch konventionell, wer weiß denn schon, ob nicht auch andere Brüder versuchen, ihre kleine Schwester mit ihrem Hintern zu ersticken.
Auf unsere verständlicherweise etwas energischere Bitte, das zu unterlassen, reagierte der Sohn mit Unverständnis.
Und mit gesteigerter Aktivität, wozu etwa das Stehlen von Papas Taschenlampe gehörte und das An- und Ausmachen der diversen Lichtquellen im Schlafzimmer. Passend zu dieser Diskobeleuchtung sprang der Herzenssohn dann irgendwann auf das Bett und schwang, lediglich mit seiner Schlüpper bekleidet, sein dazu passendes Hemd* über dem Kopf.
*Ein Moment des Stolzes sei mir hier erlaubt, denn dieses Ensemble hat er höchstselbst aus seinem Schrank geholt!
Es folgten noch verschiedene andere Provokationen, die allesamt damit zu tun hatten, dass der kleine Mann sich doch bitte ankleiden möge – eine Notwendigkeit, die unser Sohn so gar nicht einsehen möchte und mit aller Vehemenz und zum Teil bewundernswerter Ausdauer hinaus zögert.
An dieser Stelle möchte ich gerne das Geräusch Ting anbringen, das die Bloggerin Mama on the rocks wie ich finde ganz unfassbar treffend beschrieben hat.
Die Folge dieses Geräusches in meinem Kopf war nun eine angedrohte Konsequenz, die sich dergestalt darstellte: „Wenn du nicht SOFORT! deine Sachen anziehst, dann ist dein Kaufmannsladen weg! Dann RÄUME ich den ein!“
Dazu sei gesagt, dass diesen Laden der Weihnachtsmann gebracht hat und das unser Sohn ein zwar wenig talentierter, dafür aber sehr sozialer und vor allem leidenschaftlicher Verkäufer ist. Er liebt seinen Laden und er liebt es, Dinge daraus zu verkaufen. Wenn man mal kein Geld dabei hat, dann macht das auch gar nichts, denn dann gibt er einem einfach einen Zwanziger aus der Kasse.
Insofern hielt ich den Abbau des Ladens für ein geeignetes Druckmittel.
Haha!
Aber nicht mit unserem Sohn!
Der stieg begeistert auf das Spiel ein, sprang vom Bett, rannte – immer noch nur im Schlüpper – in den Flur, holte eine Tüte und begann das Inventar seines Ladens in dieselbe zu überführen.
Manch einer mag nun denken, das sei ein gewiefter Trick, um uns dazu zu bringen, das Ding stehen zu lassen – diese Taktik soll gerüchteweise ja nicht allzu selten angewendet werden.
Allein, es war sein Ernst!
„Ich habe jetzt AAAALLES eingeräumt!“ Hatte er wirklich!
„Ich bau den jetzt ahab!“ Wollte er tatsächlich.
Schaffte er aber nicht und bat darum mich um Hilfe:
„Mama, steh jetzt endlich auf und komm mir helfen, den Laden abzubauen.“
Und als ich daraufhin „Nee!“ sagte und dem Kind mit einem „Bäh“ die Zunge herausstreckte, bekam er einen Wutanfall.
Ich möchte das noch mal deutlich sagen:
Er bekam einen Wutanfall.
Weil er den Kaufmannsladen NICHT!!! abbauen durfte!
An dieser Stelle kann festgestellt werden, dass unser Sohn uns ganz geschickt ausgehebelt hat. Wir haben keinerlei Handhabe mehr, stehen auf verlorenem Posten, kämpfen gegen Windmühlen und fühlen uns wie Sisyphos, der ein ums andere Mal fassungslos den Felsen den Berg hinunterrollen sieht.
Was macht man, wenn die angedrohte Konsequenz dem Kind nicht nur nichts ausmacht, sondern er sie auch noch begeistert selbst ausführt?
Ich für meinen Teil werde den Kaufmannsladen fein säuberlich wieder bestücken. In all seiner Pracht wird er da stehen, wenn das Kind nach Hause kommt!
Das hat er jetzt davon!
😀
frhoppe 29.01.2016