Also zunächst einmal: Nachdem der kleine Mann zwar zu Beginn wieder kräftig weinte, als ich die Kita verließ, stand er die Zeit bis zum Abholen, dann aber sehr gut durch. Sohnemanns Erzieherin wusste zu berichten, dass der kleine Kerl kaum nach mir gefragt hatte und sich sehr gut im Kitaalltag zurechtgefunden hatte.
Der wirkliche Knaller kam aber erst, als wir uns bereits im heimischen Hausflur befanden. Wie in letzter Zeit häufiger weigerte sich der kleine Kobold standhaft, Treppen zu steigen. Da ich aber nunmehr seit fast sieben Monaten in anderen Umständen bin, weigere ich mich eben so standhaft, ihn die Treppen hinaufzutragen. Er wiegt immerhin schon 13 Kilo und das ist mir einfach zu schwer, zumal das Ganze tatsächlich mehr eine Machtprobe als Unwillen oder Unvermögen ist. Diese Annahme bestätigte sich heute auf beeindruckende Weise. Nachdem wir mittlerweile geschlagene zwanzig Minuten im Treppenhaus verbracht hatten und sämtliches Betteln, flehen, selbst Bestechungsversuche nichts gebracht hatten, verlegte ich mich aufs Drohen.
„Wenn du nicht gleich nach oben gehst, gibt es keinen Keks! Ich zähle bis drei!!! Eins…!“
Da grinst mich das Kind entwaffnend an und sagt tatsächlich: „…zwei, drei, vier, fünf!“
Ich war völlig von den Socken, wusste überhaupt nicht, was ich sagen sollte, angesichts eines bis fünf zählenden zweijährigen Kindes. Ich meine, sicherlich machen wir Fingerspiele mit ihm, bei denen klar wird, dass es fünf Finger gibt und so, aber bewusst mit ihm geübt oder so etwas haben wir deswegen nicht mit ihm.
Und obwohl ich so dermaßen stolz auf ihn war, war ich gleichzeitig in der Bredouille, denn ich musste ihn ja irgendwie in den ersten Stock bekommen. Ich verlegte mich darauf, weiter zu zählen und tatsächlich: Als ich bei zweidreiviertel – Eltern kennen diesen merkwürdig langen Zwischenraum zwischen zwei und drei – angekommen war, bequemte sich der kleine Mann endlich die Treppen hoch und bekam dann seinen Keks.
Frhoppe 06.11.2014